Designorientierte Szenarien

IDEE UND ZIEL

Designorientierte Szenarien (auch „Use Cases“ oder Nutzungsszenarios genannt) beschreiben beispielhaft die Durchführung einer Aufgabe durch einen Nutzer. Während der Entwicklung werden dadurch die möglichen Interaktionen mit dem Produkt für alle Beteiligten verständlich festgelegt und die Kommunikation darüber erleichtert. Die Methode hilft dabei, Konzeption und Entwicklung während des gesamten Entwicklungsprozesses an den Nutzerbedürfnissen auszurichten.

Environment Technique Time Knowhow Integration

Umgebungs-unabhängig

optimal

KONZEPT UND VORAUSSETZUNGEN

Die Vorbereitungen, um ein Szenario zu erstellen, liegen vor allem in der Sammlung von Informationen über den Nutzer. Dazu wird vor der Erstellung der Szenarien eine Nutzeranalyse durchgeführt, z.B. mit Hilfe von Personas, Interviews, Beobachtungen oder Fokusgruppen. Daneben sollte sich der Usability-Experte einen Überblick über das System, den Nutzungskontext und die wesentlichen zu modellierenden Aufgaben verschaffen. Designorientierte Szenarien sollten basierend auf und aus der Sicht von einer Persona geschrieben werden. Dabei steht weniger die Beschreibung eines Produkts/ einer Technologie im Fokus sondern, was sie ermöglichen könnte.

 

Verortung im Living Lab: Use Cases werden im Vorfeld der Entwicklung und besonders im User Centered Design als Teil der Anforderungsanalyse erstellt und während der gesamten Entwicklung verwendet.

Forschungsumgebung: Die Methode ist nicht ortsgebunden. Es können auch Tools, wie Software für die Erstellung von Diagrammen (z.B. Microsoft Visio), genutzt werden.

Nutzer-/Stakeholderintegration: Eine Integration von Nutzern oder Stakeholdern wird nicht benötigt und ist optional.

Aufwand: Der Aufwand zur Konzeption von Szenarien kann als mittel beschreiben werden.

UMSETZUNG IN DER PRAXIS

Basierend auf einer spezifischen Person schildern Szenarien die Nutzung, Situation und den Kontext einer bestimmten Anwendung. Sie beginnen mit einer Ausgangssituation und der Lösung einer produktbezogenen Aufgabe. Der Experte überlegt sich anhand der Ergebnisse aus der Nutzeranalyse, welches die zentralen Aufgaben sind, die die Nutzer bewältigen müssen. Das kann z.B. die Suche nach Informationen oder Produkten in einem Online-Shop sein. Bei einer Online-Community könnte das Szenario einer Nachrichtenübermittlung beschrieben werden. Oft werden Use Cases im Bereich Usability in einem Fließtext formuliert, der die zu bewältigende Aufgabe beschreibt. Ist die Aufgabe sehr komplex, bieten sich zusätzlich grafische Darstellungen an. Bei der Formulierung eines Use Cases kann schrittweise vorgegangen werden:

 

  • Definition und Priorisierung der Ziele einer Aufgabe: Warum besucht der Nutzer die Website? Welche Priorität hat sein Anliegen?
  • Definition von groben Abläufen zur Erreichung der Ziele: Wie erreicht der Nutzer sein Ziel? Kennt der Nutzer die Website bereits oder besucht er sie zum ersten Mal?
  • Definition detaillierter Aufgaben zur einzelnen Schritten: Welche Informationen benötigt der Nutzer, um sein Ziel zu erreichen? Wie wichtig ist diese Information für den Nutzer? Sind diese Informationen zentral anzusiedeln, oder nur in einem bestimmten Kontext relevant (z.B. AGBs)?
  • Verbinden der einzelnen Schritte zu logischen Einheiten: In welcher Reihenfolge bewältigt der Nutzer die Aufgaben? Welche Möglichkeiten der Verknüpfung gibt es?

GRENZEN UND HERAUSFORDERUNGEN

Für das Schreiben der Szenarios ist ein gewisses Maß an Empathie notwendig, um sich in die Nutzer und die spezifische Nutzungssituation hineinzuversetzen. Eine Herausforderung der Methode ist, dass ihre Anwendung bereits ein profundes Verständnis des Prototyps erfordert.

 

Vorangestellte Nutzer-Umfragen/-Interviews können das Schreiben von Szenarien unterstützen. Bei einem geringen Budget können die Personas auf den Vorstellungen des Design-Teams basieren.

VORTEILE DER NUTZUNG IM LIVING LAB

Ein Vorteil im Living Lab ergibt sich über den engen und regen Nutzerkontakt. Dieser kann helfen, die Szenarien besonders umfassend zu formieren. Im Rahmen von Living Labs können die Szenarien überdies zur Kommunikation zwischen Entwickler und Nutzer genutzt werden. Auf diese Weise können Nutzer bereits in einem sehr frühen Stadium in die Gestaltung mit einbezogen werden.

 

ANWEDNUNGSBEISPIEL

Designorierte Szenarien anhand von Personas: Personas sind fiktive Nutzer der Zielgruppe einer Anwendung, die mit Hilfe der im Interview erhobenen Daten erstellt werden. Sie enthalten Eigenschaften, Werte und konkrete Verhaltensweisen einer Nutzergruppe. Die unbestimmte Masse aller Anwender wird in der Regel durch 4-6 sehr detaillierte Personas greifbar gemacht. Aufbereitet als Poster oder Datei stehen die Personas für die weitere Entwicklungsarbeit zur Verfügung.

 

Statt allgemein und subjektiv über die Anforderungen „unserer Benutzer” zu sprechen, werden in Projektbesprechungen die Personas aktiv einbezogen: „Diese Funktion wäre für Birgit sicher sehr hilfreich.” Personas sorgen so dafür, dass alle Projektbeteiligten bei Entscheidungen die gleiche Zielgruppe vor Augen haben.

WEITERFÜHRENDE LITERATUR

  • Martin, B.; Hanington, B. (2012): Universal Methods of Design: 100 Ways to Research Complex Problems, Develop Innovative Ideas, and Design Effective Solutions. Rockport Publishers, Beverly.
  • Manzini, E.; Jégou, F.; Meroni, A. (2009): Design Oriented Scenarios: Generating new shared visions of sustainable product service systems, Module B. Online verfügbar unter: www.d4s-sbs.org/MB.pdf  (Zugriff am: 21.07.2015).
  • Beier, M.; von Gizycki, V. (2002): Usability. Nutzerfreundliches Web-Design. Springer, Berlin.
  • Sarodnick, F.; Brau, H. (2006):Methoden der Usability Evaluation: Wissenschaftliche Grundlagen und praktische Anwendung. Huber Verlag: Bern.
  • Dark Horse Innovation (2016): Digital Innovation Playbook. Das unverzichtbare Arbeitsbuch für Gründer, Macher und Manager. Murmann Publishers GmbH; 2. Auflage.
  • Circular Design Guide (o.j.): The Circular Design Guide. Verfügbar unter: www.circulardesignguide.com.
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