Die Anwendung sensorischer Messgeräte hat zum Ziel, Daten zu Verhaltensmustern von Personen oder Abläufen und Veränderungen automatisiert in einer Umgebung zu erfassen. Die Analyse dieser Daten kann zu Erkenntnissen über Änderungsbedarfe führen, welche im Anschluss von den potenziellen Innovationen adressiert werden.
Verortung im Living Lab: Sensorik eignet sich besonders für die Beobachtung der Nutzer zu Beginn des Living Labs, wenn es darum geht das aktuelle Verhalten zu untersuchen und Innovationsbedarfe abzuleiten. Außerdem kann sie für den Test von Prototypen in der Phase der Feldtests zur Anwendung kommen.
Forschungsumgebung: Um valide Daten über das Verhalten von Nutzern zu erheben, ist die Installation von Messgeräten im realen Nutzungskontext besonders zu empfehlen. Je nach Fragestellung können die Messungen auch in einer, dem Nutzungskontext nachempfundenen Laborstruktur durchgeführt werden.
Nutzer-/Stakeholderintegration: Bei der Methode werden die Nutzer passiv mit einbezogen. Sie werden gebeten sich „wie immer“ zu verhalten, während die Messtechnik Daten sammelt. Je nach Fragestellung können auch bestimmte Aufgaben gestellt werden, welche der Nutzer ausüben sollen (beispielsweise um den Einfluss eines Prototypens zu bestimmen).
Aufwand: Der Aufwand für die Verwendung von Sensorik ist recht hoch. Zum einen weil es einer guten technischen Ausrüstung bedarf: Ja nach Versuchsaufbau in mehrfacher Ausführung (z.B. Messtechnik für jeden zu untersuchenden Haushalt, bzw. Teilnehmer.) oder für verschiedene Parameter (z.B. Messgeräte zur Analyse von Raumluft, Eye-Tracking, Kameras, GPS Verfolgung...). Zum anderen ist neben der Messtechnik selbst ein gutes Datenmanagement trivial.
Der zeitliche Aufwand ist mittel, da die Messtechnik aufgebaut bzw. verteilt und später wieder abgebaut werden und je nach Technologie und Messzeitraum Daten ausgelesen werden müssen. Zudem kann die Auswertung der Daten viel Zeit in Anspruch nehmen.
Um diese Methode gut anwenden zu können, bedarf es mittleren Know-Hows. Kenntnisse zu den Messverfahren und -techniken sowie zur Datenauswertung sind notwendig.
Die Messtechnik wird in der Forschungsumgebung installiert, bzw. dem Nutzer ausgegeben und die Messung gestartet. Die Dauer der Messung hängt stark vom Untersuchungsrahmen ab: Wird beispielsweise das Heizverhalten untersucht, ist eine langfristige Messung über mehrere Monate, bzw. die gesamte Heizperiode sinnvoll. Bei der Analyse von Kaufentscheidungen, mittels Eye Tracking wird die Messung z.B. während eines dreißig minütigen Einkaufs durchgeführt.
Für die Untersuchung von Interventionen wird nach einer Messung im Grundzustand eine Messung/ Messreihe nach Einführung der Innovation durchgeführt. Durch den Abgleich der erneuten Messung mit der Basismessung kann der Einfluss der Intervention abgeschätzt werden.
Eine Herausforderung bei der Nutzung dieser Methode ist die Beeinflussung der Teilnehmer durch die Messung selbst. Aufgrund des Bewusstseins, dass sie beobachtet und/oder ihr Verhalten gemessen wird, weicht das beobachtete Verhalten Probanden möglicherweise von dem üblichen Verhalten ab. Dies kann daran liegen, dass die unbewusst oder bewusst ihre Gewohnheiten zu beispielsweise sozial erwünschtem, oder subjektiv als besser empfundenem. Dieser Effekt kann durch eine Verlängerung des Messzeitraums verringert werden, da die Sensibilität für die Messung mit der Zeit abnimmt und Routinen wiedereinsetzen.
Sollen bei der Erhebung Daten erfasst werden, die von Nutzern als sensibel eingestuft werden, kann es zu Akzeptanzproblemen kommen.
Eine weitere Herausforderung kann sich aus der schnell entstehenden Datenflut ergeben. Diese muss strukturiert, archiviert und analysiert werden.
Ein Vorteil der Methode ist, dass mit wenig Aufwand viele Daten erhoben werden können. Aufgrund geringen Arbeitsaufwands während der Datenerhebung ist die Methode im Vergleich zu Befragungen oder Beobachtungen relativ kostengünstig (in Bezug auf Personalkosten).
Diese Eigenschaft führt dazu, dass sie problemlos über eine längere Zeit eingesetzt werden kann, wodurch die unter Grenzen und Herausforderungen aufgeführte Beeinflussung des Verhaltens verringert werden kann. Außerdem eignet sich diese Methode auch, um ökologische Aspekte einbeziehen und bewerten zu können.
Baedeker et al. (2014) zielen darauf ab, die Luftqualität in privaten Haushalten zu messen, zu dokumentieren und auszuwerten, um entsprechend Handlungsempfehlungen ableiten zu können. Idealerweise können durch die gewonnenen Erkenntnisse Energieverluste reduziert werden. Sie hilft auch dabei den Verbraucher im Hinblick auf Luftqualität und das Vorbeugen von Schimmel zu sensibilisieren. Der Versuchsablauf ist wie folgt:
Versuchsreihe 12/13: In der ersten Versuchsphase (Winter 2012/2013) wurde die Sensortechnik in 80 Haushalten angewandt. Dabei wurden Raumtemperatur, CO2-Konzentration und Feuchtigkeit im drei Minuten Rhythmus über eine Woche hinweg erhoben. Die Teilnehmer sollten dabei zusätzliche Informationen zu ihrem Lüftungs-Verhalten festhalten.
Versuchsreihe 13/14: Im Winter 2013/2014 wurde dann die Prototyp-Phase mit 40-50 Haushalten umgesetzt.
1. Woche: In einem ersten Schritt werden Basisdaten des „intuitiven“ Lüftens erhoben. Dabei werden beispielsweise alle drei Minuten in drei Räumen eines Haushaltes (Wohnzimmer, Badezimmer und Schlafzimmer) die CO2-Konzentration, Temperatur, Luftqualität gemessen.
2. Woche: Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Haushalte mit Geräten ausgestattet, welche die Luftqualität kontrollieren und die Bewohner über ideale Lüftungszeitpunkte informieren. Die Angaben über Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden dem Nutzer zudem transparent angeben.
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