Der experimentelle, explorative Zugang zu nutzerorientierten Daten steht im Zentrum dieser Methode und soll helfen, die Zielgruppe vor allem emotional zu verstehen. Den Nutzern wird dabei häufig ein Kit von Dingen (Karten, Postkarten, Kameras, Fotoalben, Tagebuch etc.) gegeben, das sie inspirieren soll, ihre Gewohnheiten oder Gefühle aufzuzeichnen. So sollen Anhaltspunkte über ihr Leben und ihre Gedanken gewonnen werden.
Die ausgewählten Teilnehmer erhalten ein Set an Materialien und werden instruiert, was sie wie in einem bestimmten Zeitraum dokumentieren sollen. Nach dem Briefing folgt ein Interview, welches im Zweifelsfall bei Verständnisproblemen unterstützen soll. Nach der Erhebungsphase werden die Materialien eingesammelt und analysiert. Um die gesammelten Daten zu ergänzen und zu validieren, findet meist ein Abschlussgespräch zwischen Teilnehmern und Forschern statt.
Verortung im Living Lab: Der Einsatz der Methode macht insbesondere zu Anfang der Produktentwicklung Sinn, um den Nutzungskontext kennenzulernen. Dies ist in der Phase der Nutzerbeobachtung verortet.
Forschungsumgebung: Die Methode muss in der realen Umgebung der Nutzer eingesetzt werden.
Nutzer-/Stakeholderintegration: Die Stakeholder müssen bereit sein eng mit den Forschern zusammen zu arbeiten.
Aufwand: Auf Seiten der Nutzer ist der zeitliche Aufwand als hoch einzustufen. Für die Forschenden im Living Lab ist besonders die Auswertung aufwändig. Der technische Aufwand ist mittel (ggf. Kamera oder Diktiergerät für die Nutzer). Es bedarf keinem besonderen Know-How für die Durchführung.
Der Inhalt des Kits hängt davon ab, welche Information erfasst werden sollen. Die meisten Kits beinhalten ein Tagebuch, um Kommentare und Eindrücke zu dokumentieren. Beispiele für die sogenannten Probes sind Einwegkameras mit denen die Probanden anhand bestimmter Instruktionen Dinge dokumentieren oder ein Diktiergerät, mit dem Sounds aus der Umgebung oder Gedanken des Probanden in bestimmten Situationen festgehalten werden können.
Das genaue Briefing der Teilnehmer ist wichtig, um ihnen zu verdeutlichen, welche Informationen sie sammeln sollen. Für eventuelle Rückfragen sollten ihnen die entsprechenden Möglichkeiten gegeben werden. Zur abschließenden Sortierung und Analyse der Daten bietet sich u.a. ein Affinitätsdiagramm an. Die Ergebnisse lassen sich auch in Personas zusammenfassen.
Dadurch, dass die Medien der Dokumentation nicht genau definiert sind und von Fall zu Fall vom Forschenden ausgewählt werden, ist nicht garantiert, dass die gewünschten Ergebnisse erreicht werden können. Generell ist diese Methode durch ihren experimentellen Charakter nicht für schnelle und aussagekräftige Ergebnisse geeignet, kann aber neue Inspirationen und Perspektiven beim Forschenden erzeugen.
Die Methode unterstützt insbesondere eine (assoziative) Inspiration des Designers. Grundsätzlich kann diese Methode daher nur als Ergänzung zu anderen ethnographischen Methoden verwendet werden. Da der Nutzer einen höheren Zeitaufwand hat, sind die Kosten dieser Methode zudem dementsprechend höher.
Die Cultural Probes eignen sich dazu auch in schwer zugänglichen Settings Einblicke zu erhalten, weil die Probanden selbst Aufzeichnungen und Eindrücke ihrer Umgebung und ihrer Gedanken und Meinungen sammeln. Wie sie das tun ist nicht genau definiert und hängt stark von der Zielgruppe und anderen Faktoren ab.
In einem Living Lab kann der Einsatz dieser Methode die Vertrauensbasis zwischen Forscher und Beforschtem erhöhen, indem der Beforschte mit seinen individuellen Vorstellungen und Biographie ins Zentrum gerückt wird.
In einer Studie zu Interaktionstechniken von Senioren in Nachbarschaftsgemeinschaften wurde die Methode eingesetzt, um Vorlieben und Wünsche der Zielgruppe zu erhalten. Beispielsweise sollten die Teilnehmer mit 6 bis 10 Fotos ihre (Lebens-) Geschichte erzählen.
Darüber hinaus wurden sie ermutigt Fotos aus ihrer Vergangenheit zu nutzen, aktuelle Bilder zu erstellen, sowie alles, was Sie als bedeutungsvoll bewerten, zu sammeln. In einem Medien-Tagebuch sollten die Senioren ihre Fernseh- und Radio-Nutzung dokumentieren. Auch Telefongespräche sollten angegeben werden. Die Tagebuch-Einträge wurden täglich gemacht.
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